Habe ich es mit Narzissmus zu tun? Checklisten für Empathen

07.10.2024

Beim gestrigen zweiten Soultalks OPEN HOUSE Event besprachen wir das Thema Narzissmus und narzisstischer Missbrauch mit dem Ziel, Klarheit darüber zu gewinnen, ob und wie die Teilnehmerinnen davon betroffen sein könnten. Da wir in einem narzisstisch geprägten System leben dürfte die Antwort für fast alle von uns sehr deutlich ausfallen: kenne ich. Doch es gibt ja auch noch die persönliche Ebene …

Wie kann ich wissen, ob Narzissmus ein Thema für mich ist?

Allzu oft tendieren wir dazu, im Außen nach Antworten zu suchen, und es scheint fast logisch, auch in diesem Fall das eigene Umfeld - aktuelles und vergangenes - unter die Lupe zu nehmen, um klare Sicht zu erhalten.

Ich möchte eine andere Vorgehensweise vorstellen und habe deshalb die nachfolgende Liste erstellt. Was uns in der Vergangenheit geschehen ist, bzw. uns auch in der Gegenwart geschieht, spiegelt sich mehr als deutlich in unserem eigenen Verhalten. Arbeiten mit dieser Liste nimmt uns erst einmal das Gefühl, andere zu ver- oder beurteilen, und fordert uns gleichzeitig auf, mit uns selbst absolut grundehrlich zu sein.

Dabei ist abgrundtief ehrlich mit uns selbst zu sein, der erste Schritt zur Heilung.

Die in der Liste aufgeführten Verhaltensweisen beschreiben typische Mechanismen, die als Ergebnis von Traumafolgen in der Kindheit etabliert wurden, denn Menschen, die auch als Erwachsene narzisstische Elemente in ihrem Leben haben, wurden häufig in der Kindheit entsprechend geprägt.

Lernt das Kind in den ersten sieben Jahren seines Lebens, dass bedingungslose Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge an Bedingungen geknüpft sind, entwickelt es Verhaltensmuster, um sich diese zu "erwirken oder erarbeiten" aus dem Modus einer Überlebensstrategie heraus. Es lernt also, dass es sich so oder so oder so verhalten muss, um gefühlt Sicherheit zu erfahren, bzw. sein Überleben zu sichern.

Diese Prägungen und Muster werden zu automatisierten Mechanismen, die später als die "Persönlichkeit" beschrieben werden. Im Grunde sind sie jedoch alles andere als das … sie sind erlernte Verhaltensweisen, die oft im genauen Gegenteil zu unserer wahren Natur stehen und uns eher ausbremsen und am Erfolg im Leben hindern, wenn wir es nicht schaffen, sie zu transformieren.

Dabei ist wichtig zu erkennen, dass nicht alle diese Verhaltensweisen automatisch aus Trauma entstanden sind und entsprechend tief verankert sind, manche mögen auch als Muster verankert sein, dass sich durch Gewahrsein und etwas innere Arbeit leicht lösen lassen.
Allen ist jedoch eines gemeinsam: Für das Kind war es nicht sicher, es selbst zu sein.

Hier ist also die Liste von 50 Eigenschaften, die wir als Ergebnis von negativen Prägungen in der Kindheit oder Trauma etablieren. Bitte vermeide hier in die SelbstVerurteilung zu gehen, wenn Du diese Liste abarbeitest. Vielmehr sollte sie Anlass sein, dich selbst mit mehr Verständnis wahrzunehmen und dir mit Mitgefühl zu begegnen, denn Du hast es großartig gemacht. Damals konntest Du nicht anders … als Kind hattest Du keine anderen Möglichkeiten, und da Du es nun weißt, kannst Du es ändern.

  1. Ich lasse mich manipulieren.
  2. Ich lasse mich kontrollieren.
  3. Ich lasse mich kleinmachen.
  4. Ich lasse mich ausnutzen.
  5. Ich lasse mich herabsetzen.
  6. Ich lasse mich respektlos behandeln.
  7. Ich lasse mich emotional erpressen.
  8. Ich lasse mich isolieren.
  9. Ich lasse mich kritisieren.
  10. Ich lasse mich belügen.
  11. Ich lasse mich ignorieren.
  12. Ich lasse mich zum Schweigen bringen.
  13. Ich lasse mich einschüchtern.
  14. Ich lasse mich auslachen.
  15. Ich lasse mich wie selbstverständlich behandeln.
  16. Ich lasse mich schuldig fühlen.
  17. Ich lasse mich für die Probleme anderer verantwortlich machen.
  18. Ich lasse mich als "schwierig" darstellen.
  19. Ich lasse mich verunsichern.
  20. Ich lasse mich abweisen.
  21. Ich lasse mich belügen, ohne Konsequenzen.
  22. Ich lasse mich abweisen oder ablegen.
  23. Ich lasse mich betrügen.
  24. Ich lasse mich meiner Energie berauben.
  25. Ich lasse mich emotional vernachlässigen.
  26. Ich lasse mich durch Liebesentzug bestrafen.
  27. Ich lasse mich in Wutanfälle hineinziehen.
  28. Ich lasse mich von falschen Versprechungen täuschen.
  29. Ich lasse mich für selbstverständlich halten.
  30. Ich lasse mich für die Fehler anderer verantwortlich machen.
  31. Ich lasse mich als "zu empfindlich" abstempeln.
  32. Ich lasse mich bei meinen Schwächen packen.
  33. Ich lasse mich emotional erpressen, um Frieden zu bewahren.
  34. Ich lasse mich an meine Grenzen bringen.
  35. Ich lasse mich ständig rechtfertigen.
  36. Ich lasse mich durch Schuldgefühle steuern.
  37. Ich lasse mich in Machtkämpfe verwickeln.
  38. Ich lasse mich ignorieren, wenn ich Bedürfnisse äußere.
  39. Ich lasse mich an meinen Erfolgen hindern.
  40. Ich lasse mich aus Neid sabotieren.
  41. Ich lasse mich für meine Gefühle schämen.
  42. Ich lasse mich von den Launen anderer beeinflussen.
  43. Ich lasse mich in Konflikte verwickeln, die ich nicht verursacht habe.
  44. Ich lasse mich entwerten, wenn ich versuche, mich abzugrenzen.
  45. Ich lasse mich emotional auslaugen.
  46. Ich lasse mich als "egoistisch" oder "selbstbezogen" darstellen.
  47. Ich lasse mich durch Schweigen bestrafen.
  48. Ich lasse mich von Drohungen einschüchtern.
  49. Ich lasse mich an meinem Selbstwert zweifeln.
  50. Ich lasse mich dazu bringen, die Bedürfnisse anderer vor meine eigenen zu stellen.


Ich überlasse es dir selbst, eine Art "Auswertung" durchzuführen. Dies ist kein Test wie in der Schule und auch kein Diagnose nach ärztlichen oder therapeutischen Gesichtspunkten, sondern als Hilfestellung in einem Prozess der Selbsterkenntnis gedacht. 

Treffen diese Dinge auf uns zu bedeutet dies, dass wir der Heilung bedürfen, wenn wir vollends in unsere Kraft und Souveränität gelangen wollen.